Burnout in der Primarschule
Schule, Nachhilfe, Tennisunterricht und danach noch Klavierstunden: Die Managerkrankheit hat die Primarschule erreicht. Laut aktuellen Zahlen leiden 4,4 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in der Schweiz unter Depressionen, jeder dritte Schüler fühlt sich gestresst. «Seit zwei Jahren erkranken immer mehr Grundschüler an Burnout», sagt der deutsche Kinderpsychiater Michael Schulte-Markwort (58) im Interview mit dem «Sonntagsblick».
Bei den meisten Kindern beginnen die Probleme mit neun oder zehn Jahren. «Die Gesellschaft hat an kleine Kinder eine grosse Erwartungshaltung», sagt der Zürcher Burnout-Coach Andreas Diethelm gegenüber dem «Sonntagsblick». Bereits Primarschüler stünden unter starkem Notendruck und müssten regelmässig zur Nachhilfe. Die Eltern förderten sie in Fächern, die sie in der Schule noch gar nicht hätten. Die Kinder lernten so sehr früh, sich auf ihre Zukunft zu fokussieren – und setzten sich selber unter Druck.
Zu viel Leistungsdruck könne sich auch in Unruhe oder Unaufmerksamkeit äussern, sagt Burnout-Coach Andreas Diethelm gegenüber dem «Sonntagsblick». Er rät Lehrern, Auffälligkeiten früh mit den Eltern zu besprechen. (fko)
Tagesanzeiger, 8. Feb. 2015